Untertitel „Missverständnisse-Verständigung“. In erster Linie wohl ersteres. Broszinsky-Schwabe startet mit großzügigen Überflügen zu den Themen Kommunikation und Kultur. Bei Kommunikation geht es nicht nur um verbale Kommunikation, sondern auch um Symbole, Gesten und Körperhaltungen. Dann kommen die Klassiker der Kultur. Hofstede. Hall. Trompenaars. Gudykunst. Danach könnte es interessant werden, wenn Unterschiede und Missverständnisse in der Kommunikation besprochen werden. Kulturell bedingte Unterschiede in der Wahrnehmung und Nutzung von Zeit und Raum werden diskutiert. Rituale. Werte. Fremdheit. Am Ende steht ein Plädoyer für mehr interkulturelle Kompetenz.
Ansatz und Struktur des Buches überraschen nicht. Sie entsprechen dem Standard. Was nichts Schlechtes ist. Sprachlich pendelt die Autorin zwischen Wissenschaftssprache und populärem Ansatz. Es sind zwei Dinge, die das Buch schwach dastehen lassen. Inhaltlich wird es immer genau dann wolkig, wenn detaillierte Informationen nützlich wären. Aufzählungen konkreter interkultureller Phänomene enden nach zwei Punkten mit „etc.“ oder beginnen gleich mit „u.A.“. Hier wäre es sehr nützlich, Beispiele konkret und ausführlich darzustellen. Die Abbildungen (in erster Linie Fotos) wirken wie willkürlich ausgewählt. Es ist nicht immer klar, warum jetzt genau dieses Bild an genau dieser Stelle zwingend ist. Vergleichende Szenen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten wären nützlich. Bleiben aber oft aus.
Formal weist das Buch Schwächen auf. Rechtschreibfehler. Zeichensetzung ungewöhnlich. Geöffnete Klammern werden nicht geschlossen. Oft wird, mit dem Zusatz, dass das jetzt hier nicht ausgeführt werden kann, pampig auf Literaturquellen verwiesen. An anderen Stellen fehlen sie. Gerade gegen Ende des Buches wirkt der Text so, als sei er unter großem Zeitdruck entstanden. Als wären Notizen und Stichworte ins finale Manuskript gerutscht. Die Schlusskapitel mit ihrem Plädoyer für mehr interkulturelle Kompetenz wirken deplatziert und haben etwas verkrampft gutmenschelndes.
Fazit: bedingt empfehlenswert. Zum gleichen Thema liegt bei mir noch das Buch von Kumbier und Schulz von Thun auf dem Nachttisch. Das wirkt auf den ersten Blick besser. Über den zweiten werde ich berichten!
Anmerkung zum Schluss: die Gedanken beziehen sich auf die Kindleausgabe des Buches, vielleicht ist ja die Papierversion in besserem Zustand.